Phil Thrift – die musische Seite (The Music Side)
So lange ich mich erinnern kann, wollte ich schon immer Komponist werden. Auch als ich noch keine Ahnung von Harmonien und Komposition hatte, habe ich Partituren analysiert und alle Noten aufgeschrieben, die „zusammen passten“, und schon in den frühen 70er Jahren Stücke für meine Mundharmonika komponiert. Damals spielte ich in der Brass Band der Schule, die Malcolm Smith leitete. Zunächst spielte ich Althorn in Es, später Bariton in B, und in meinem Abschlussjahr Euphonium. Im Jahr 1973 erhielte ich den Schulmusikpreis. Geübt wurde zu Hause Samstagsvormittags. Meine Mutter, beschäftigt in der Küche, rief immer zu mir hinauf: „Kannst du auf dem Ding nicht auch eine Melodie spielen?“ (Um fair zu sein, muss ich sagen, dass meine Eltern sämtliche Schulkonzerte der Brass Band besuchten und auch genossen.) Es sind die Erinnerungen an diese eher wenig inspirierenden Althornstimmen, die mich von Anfang an angetrieben haben, in meinen Kompositionen und Arrangements immer etwas interessantes in jeder Stimme einzubauen.
Seltsam, wie eine Entscheidung dein ganzes Leben beeinflussen kann. Als ich mit 16 die Schule verließ, hatte ich die Wahl zwischen zwei Jobangeboten. Das, für welches ich mich entschied, führte später zu einer Zusammenarbeit mit Alan Ludlow, einem Architekten und Musikliebhaber. Ich zeigte ihm ein Stück, das ich für Klavier komponiert hatte, welches in seinen Augen „wie eine richtige Komposition aussah“! Daraufhin ergriff er die Initiative und schickte es dem großen englischen Komponisten Alan Bush. (Viele Jahre später nutzte ich die Melodie dieses Stückes für meinen Little Waltz for a Dancing Occasion.) Dr. Bush antwortete und schlug mir vor, Kompositionsunterricht bei einem seiner früheren Schüler, Aubrey Bowman, zu nehmen. Das war im Jahr 1978.
Für die nächsten sechs Jahre fuhr ich jede Woche für Unterrichtsstunden mit Aubrey in den Norden Londons. Gelegentlich nahm ich auch an „Komponistenabenden“ im londoner Stadtteil Notting Hill teil, wo angehende – und etablierte – Komponisten:innen ihre neuesten Werke präsentierten. An einem dieser Abende stellte ich eins meiner eigenen Lieder vor, was Dr. Bush ironisch kommentierte: „Eine sehr gelunge Vertonung, aber bitte beim nächsten Mal einen professionellen Sänger bitten!“ Nach meinem Umzug nach Manchester konnte ich keinen regelmäßigen Kompositionsunterricht mehr nehmen, aber er bildete die Grundlage für alle meine späteren Kompositionen und Arrangements.
Während meiner Zeit in Nordengland schrieb ich die Musik für das Musical Tin Hats ‘n’ Telegrams (Texte von Larry Aitken, Pat Aitken und Geoff Griffiths), eine Produktion der Gemeinde New Mills, sicherlich ein Höhepunkt meines kreativen Schaffens. Die Partitur, inklusive Drehbuch, das ich als Dirigent der Band brauchte, umfassete über 200 Seiten! Dirigieren hatte ich auch bei Aubrey gelernt, und im Laufe der Jahre hatte ich viele Gelegenheiten, das umzusetzen, was er mir beigebracht hatte. Damals bekam ich für die Leitung eines kompletten Brass-Band-Konzertes £5!
Die Welt der Komponisten sah damals noch anders aus. Bleistift und Notenpapier – und viel wegradieren! Um es mit den Worten Aubrey Bowmans zu sagen: „Wenn ein Takt nicht funktioniert, dann versuch nicht, ihn umzuschreiben, sondern radiere ihn weg und fang von Neuem an.“ Nachher, in der Endversion, wurde mit Tinte geschrieben. Alles per Hand – weit entfernt von der heutigen Welt der Komposition mit DAW und Zugriff auf Hunderte von gesampelten Instrumenten sowie automatisch generierten Stimmen. Auch verändert hat sich der Anspruch, dass wir heutzutage erst eine Aufnahme in hoher Qualität hören möchten, bevor wir Noten kaufen. Früher konnte man sich glücklich schätzen, wenn jemand eine Audiokassette oder Langspielplatte von dem Stück hatte. In den meisten Fällen musste man sich auf seine Augen verlassen, um die Noten auf dem Papier in eine Klangwelt im Kopf zu übersetzen.
Also, warum bin ich eigentlich kein Komponist geworden? Ich erinnere mich daran, in der Schule diesen Wunsch geäußert zu haben, was aber als Unsinn belächelt wurde: Niemand ist einfach „nur“ Komponist! Dennoch habe ich weiterhin in meiner Freizeit arrangiert und komponiert. Stücke von mir wurden aufgeführt – auch mit Erfolg. Es waren aber immer andere Dinge wichtiger, z.B. Ausbildung, Arbeit, später Familie. Erst in den letzten Jahren habe ich realisiert, dass ich diesem „Unsinn“ mehr Priorität einräumen sollte. Als Resultat dieses Wandels entstand diese Webseite. Ich lade euch ein, durch die angebotenen Stücke zu stöbern. Sie mögen nicht alle eurem Geschmack entsprechen, aber sie sind immer „richtig komponiert“, basierend auf den Grundlagen, die Aubrey Bowman mir mitgegeben hat.